Ein Gedicht entsteht

Im folgenden stelle ich meine Arbeitsweise anhand von drei Entwicklungsstufen eines Gedichts vor.

Inspirierend wirkte auf mich ein vorangegangener Besuch einer Strandlounge auf der Insel Norderney. Aufgrund des sonnigen Wetters war die seeseitige Terrasse vollbesetzt. Vom Sitzplatz direkt am Fenster fiel die Aussicht auf die Menschen draußen, vom Meer dahinter war nichts zu sehen. Die  Kuriosität dieser Situation wollte ich als Gedicht zum Ausdruck bringen.   

Version 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die erste noch in der Lounge entworfene Version bestand aus den Gedanken, die es festzuhalten galt. Die Aufzählung erinnerte mich später an den Werbefilm eines größeren deutschen Geldinstituts. 

Version 2

Nach einer Karenzzeit von einigen Tagen erschien mir der zweite Entwurf zu nah an der Prosa.  Es gibt jetzt außerdem eine Unterteilung in zwei Teile des Gedichts. Sie unterbricht den Lesefluss. Im Mittelteil fehlt daher die nötige Spannung, um beide Teile zusammenzuhalten.

Version 3

Das bearbeitete Gedicht kommt nun dem Dadaismus sehr nahe. Der sich wiederholende und an verschiedenen Stellen gebrochene Satz, bietet die Möglichkeit, jede Zeile als eigenständigen Vers zu lesen. Eine andere Interpretation bietet auch wieder zwei Textteile, wobei die zweite Hälfte verschiedene Auslegungen zulässt. Durch die im Nachhinein angewendete Kleinschreibung des gesamten Textes entsteht eine neue Spannung, weil kein Satzbeginn mehr zwingend vorgegeben wird. 

das meer

das meer sehen menschen
das meer sehen 
menschen das meer 
sehen menschen
das meer 
sehen 
menschen
mehr 
menschen